Studie zur selbstbestimmten
Sexualität Jugendlicher mit Behinderung
In einer Studie der Stiftung Berner Gesundheit wurden 2019 die Bedürfnisse von Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit einer Behinderung erhoben. Gefragt wurde, wo und wie sie Information und Unterstützung brauchen, damit sie ihre Sexualität selbstbestimmt leben können.
Für die Studie wurden Jugendliche und junge Erwachsene mit einer kognitiven, psychischen, sinnlichen und/oder physischen Behinderung befragt. Zudem wurde auch der Unterstützungsbedarf in deren Umfeld sowie die Zusammenarbeit im System erhoben und Eltern, Angehörige und Fachpersonen befragt. Einige wichtige Ergebnisse aus der Erhebung sind folgende:
Wunschvorstellung versus Realität
Die Jugendlichen und jungen Erwachsenen entwickeln ihre eigenen Wunschvorstellungen von Sexualität und Liebesbeziehungen. Im Umgang damit sind sie aus Sicht der befragten Eltern und Angehörigen auf Unterstützung angewiesen. Die Studie zeigt zudem, dass die Jugendlichen zu Sexualität selten Fragen stellen und sich eine Sexualerziehung wünschen, die früh beginnt. Es lohne sich daher, so die Autor:innen, die Sexualerziehung in der Familie und in der Schule aktiv anzugehen.
Freund oder Freundin zu haben ist ein grosser Wunsch
Die meisten befragten Jugendlichen wünschen sich, eine:n Freund:in sowie mehr Unterstützung in Beziehungsthemen zu haben. Gemäss der Studie wird dies im Alltag von Betreuenden aber selten aktiv angegangen.
Digitale Medien haben Potenzial
Die Jugendlichen nutzen digitale Medien aktiv. Insbesondere bei der Reflexion der Inhalte sind sie auf Unterstützung angewiesen. Die grösste Chance von digitalen Medien sehen die Befragten im Knüpfen und Pflegen sozialer Kontakte. In der Studie wird dazu geraten, die Jugendlichen diesbezüglich besser zu schulen.
Grenzen wahren
Die meisten Jugendlichen mit Behinderung sind auf besonderen Schutz ihrer Grenzen angewiesen und benötigen Unterstützung im Wahren der Grenzen anderer – insbesondere im virtuellen Raum. Fachpersonen, Eltern und Angehörige können hier unterstützend wirken.
Die Studie wurde vom Eidgenössischen Büro für die Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen mitfinanziert. Die Ergebnisse aus der Erhebung wurden im wissenschaftlichen Bericht «Sexualität – selbstbestimmt leben mit Beeinträchtigung» festgehalten.

