Ich bin…
Domizil-Ergotherapeutin
Janine Plüss ist als Ergotherapeutin täglich unterwegs. Ihre Klientinnen und Klienten
besucht sie bei ihnen zu Hause, am Arbeitsplatz oder in der Kita, unter anderem im
Kinderhaus Imago in Baar. Ein Einblick in ihren Berufsalltag.
Janine Plüss, was ist das Therapieziel einer Ergotherapeutin?
Janine Plüss: Die Hauptaufgabe der Ergotherapie ist es, die Menschen zur bestmöglichen Selbstständigkeit und Partizipation im Alltag zu befähigen. Dies können unterschiedliche Ziele in motorischen, mentalen oder sozialen Themenbereichen sein.
Wie sieht Ihr Berufsalltag aus?
Ich bin selbstständige Domizil-Ergotherapeutin für Erwachsene und Kinder im Kanton Zug. Das heisst, ich gehe zu den Klient:innen nach Hause, an die Arbeitsstelle, in die Schule oder Kita und biete die Ergotherapie direkt in ihrem Alltag an. Somit reise und arbeite ich täglich an verschiedenen Orten und habe einen interessanten und vielseitigen Beruf.
Sie therapieren unter anderem auch Kleinkinder in der Kita Kinderhaus Imago in Baar. Weshalb?
Die Domizil-Ergotherapie eignet sich bei verschiedenen Krankheitsbildern. Insbesondere bei
den Kindern macht die Therapie zu Hause oder in der Kita Sinn, weil ich sie mit ihren Einschränkungen im Alltagssetting und in ihrer gewohnten sozialen Umgebung erleben und zur Selbstständigkeit befähigen kann. Bei Schulkindern gehe ich vereinzelt für ein paar Therapiestunden ins Klassenzimmer.
Ist eine Therapie vor Ort besser als in den Praxisräumen?
Nicht in jedem Fall. Es muss genau abgeklärt und evaluiert werden, welches Therapiesetting für die Patient:innen das beste ist und zum erwünschten Therapieziel führt. Meine Erfahrungen zeigen, dass gewisse Kinder teilweise in einer Praxis mit speziell dafür eingerichteten Therapieräumen besser auf die Therapie ansprechen und gezielter therapiert werden können.
Unsere letzte Interviewpartnerin, Sina Genkinger vom Kinderhaus Imago, wollte von Ihnen wissen, wie Sie die Zusammenarbeit mit dem Kinderhaus erleben.
Die Zusammenarbeit ist bereichernd. Da die Mitarbeitenden eine überdurchschnittlich gute Ausbildung im Umgang mit Kindern mit Beeinträchtigung haben, können sie Hilfestellungen, die ich vorschlage, gezielt umsetzen und mir später ihre Erfahrungen zurückmelden. Je nach Bedarf kann ich jeweils einen Raum für die Therapie nutzen oder mich mitten ins Gruppengeschehen einbinden.
Interviewstafette – so funktionierts:
Kinder mit Behinderung treffen auf so manche Fachkräfte, die sie beraten und fördern. In dieser Rubrik stellen wir diese Held:innen und ihre Berufe vor. Wer interviewt wird, wählt auch gleich die nächste Person und stellt eine Frage.
Welche Beschwerden therapieren Sie bei den Kindern im Kinderhaus?
Ich arbeite mit Kindern mit unterschiedlichen Formen von Autismus, mit körperlichen Einschränkungen oder mit Wahrnehmungsproblematiken. Meine Therapien passe ich jeweils individuell dem Kind und der Situation an. Wenn ich das Kind beispielsweise gerade in der Garderobe antreffe, nutze ich den Moment für ein Anziehtraining.
Was war Ihr bisher schönstes Erlebnis im Kinderhaus Imago?
Da gibt es einige. Etwa den Jungen, der nicht sprechen konnte, mich jede Woche mit grosser Herzensfreude empfing und immer öfter Laute formulierte. Oder die Mutter, die mir berichtete, dass ihre Tochter seit der Ergotherapie plötzlich feinmotorische Sachen ausprobierte.
Interview: Regula Burkhardt
Foto: zvg
Ihre Frage an…
Aline Noack
Janine Plüss wählt für das nächste Interview Logopädin Aline Noack. Ihre Frage an sie: «Inwiefern hilft Ihnen die interdisziplinäre Zusammenarbeit mit anderen Therapien (wie Ergo- oder Physiotherapie), und wie kommt dies dem Kind zugute?»

Janine Plüss
Kita Kinderhaus Imago
Selbstständige Domizil-Ergotherapeutin für Kinder und Erwachsene im Kanton Zug, www.ergopluss.ch