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Fokus: ADHS

Ich bin... Hippotherapeutin K®

Debora Marti arbeitet an der Heilpädagogischen Tagesschule visoparents als Physiotherapeutin sowie als Hippotherapeutin K®. Sie gewährt einen Einblick in die Therapie auf dem Pferderücken und wie sie bei Kindern mit mehrfacher Behinderung wirkt.

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Ich bin…
Hippotherapeutin K®

Debora Marti arbeitet an der Heilpädagogischen Tagesschule visoparents als Physiotherapeutin sowie als Hippotherapeutin K®. Sie gewährt einen Einblick in die Therapie auf dem Pferderücken und wie sie bei Kindern mit mehrfacher Behinderung wirkt.

Debora Marti, was ist Ihre Aufgabe als Hippotherapeutin K®?

Meine Aufgabe beinhaltet die Planung der Therapielektionen, Absprachen mit den Klassen und unseren Pferdeführpersonen sowie die praktische Durchführung der Hippotherapie K® (HTK) mit den Schülern und Schülerinnen. Nach den Sommerferien findet die HTK neu an zwei Halbtagen pro Woche statt, so können wir mehr Kindern einen Therapieplatz ermöglichen.

Die vorherige Interviewpartnerin, Aline Noack, möchte von Ihnen wissen, wie ein typischer Ablauf einer Hippotherapie aussieht und was da auf körperlicher und emotionaler Ebene passiert.

Die Schüler:innen setzen sich mithilfe einer Rampe und der Therapeutin auf das Pferd und tragen Helm und Transfergurt. Ein Klettpad, Oberschenkelklötze oder ein Keil helfen, eine optimale Sitzposition zu erreichen. Durch die konstanten, rhythmischen, dreidimensionalen Schrittbewegungen des Pferdes, die auf das menschliche Becken übertragen werden, finden verschiedene gangtypische Reaktionen im Körper statt und bewirken bei den Schüler:innen unter anderem folgendes: Anpassung der Tonusverhältnisse im Rumpf und in den Extremitäten, Verbesserung der Gleichgewichts- und Koordinationsreaktionen, Training der Körpersymmetrie, Kräftigung der Muskulatur, Verbesserung der Rumpfaktivität und -stabilität, Mobilisation des unteren Rückens und der Hüftgelenke. Der Fokus liegt auf der körperlichen Ebene und weniger stark auf der emotionalen, wobei die HTK durchaus zu mehr Selbstvertrauen beitragen kann.

Was bedeutet eigentlich das K® in der Bezeichnung?

Das K® kommt vom Namen der Begründerin Ursula Küenzli. Die HTK grenzt sich dadurch als medizinisch anerkannte Behandlungsmassnahme von der pferdegestützten Therapie oder therapeutischem Reiten ab, die nicht von der Krankenkasse oder IV finanziert werden.

Interviewstafette – so funktionierts:

Kinder mit Behinderung treffen auf so manche Fachkräfte, die sie beraten und fördern. In dieser Rubrik stellen wir diese Held:innen und ihre Berufe vor. Wer interviewt wird, stellt gleich auch der nächsten Person eine Frage.

Sie arbeiten vorwiegend mit Kindern mit mehrfacher Behinderung. Welche Herausforderungen erleben Sie da?

Die Kinder bringen sehr unterschiedliche Bedürfnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten mit, was die Arbeit interessant und abwechslungsreich macht. Bei vielen Schüler:innen an der Tagesschule visoparents zeigt sich eine starke Hypotonie oder hohe Spastik, welche sich auch auf die Sitzposition auf dem Pferd auswirken. Eine möglichst optimale Sitzposition zu erreichen, um die Bewegungsübertragung zielgerichtet zu ermöglichen, ist eine Herausforderung.

Welche Kinder sprechen gut auf die Therapie an und wie zeigt sich das?

Die HTK ist wertvoll für Kinder und Erwachsene mit angeborenen oder erworbenen zentralen Bewegungsstörungen wie beispielsweise Zerebralparese. Die Kosten für die Therapie werden in diesem Fall durch die IV oder Krankenkasse bezahlt. Bei anderen Diagnosen oder Krankheitsbildern ist oft vorher eine Abklärung der Kostenübernahme nötig. Das Ziel der Hippotherapie ist es, einen Effekt auf der Partizipationsebene zu erreichen und dadurch einen positiven Einfluss auf die motorische Entwicklung von Aktivitäten zu nehmen, etwa auf das Erlernen von Stehen, Gehen oder freiem Sitzen.

Für welche Kinder eignet sich Hippotherapie K® nicht?

Es besteht beispielsweise eine relative Kontraindikation bei Wirbelsäulenversteifungen. Ausserdem unterstehen Therapien, die über die Krankenkasse oder IV abgerechnet werden, den Gütekriterien wirksam, zweckmässig und wirtschaftlich. Dies bedeutet, dass diese Therapieform als «nicht geeignet» eingestuft werden muss, wenn man sieht, dass die Hippotherapie K® nicht den gewünschten Effekt bringt. Und natürlich, wenn die Kinder eine bekannte Allergie gegen Pferdehaare haben.

Mögen die Kinder die Hippotherapie K®?

Ja, sie scheinen diese Art der Therapie sehr zu geniessen. Auch wenn man ihnen zum Teil auch anmerkt, wenn sie müde werden oder es anstrengend wird.

Sie haben zuerst Physiotherapeutin studiert und sich dann zur Hippotherapeutin K® weitergebildet. Wieso dieses Interesse?

Ich hatte schon früher während meiner Jugendzeit voltigiert und viel Zeit mit Pferden verbracht. Die Zusammenarbeit im Team, mit dem Pferd, Pferdeführperson und Schüler:innen macht mir grosse Freude. Am meisten jedoch faszinieren mich immer wieder die kleinen und grossen Fortschritte der Schüler:innen, die durch diese Therapieform ermöglicht werden.

Interview: Regula Burkhardt
Foto: zvg

Ihre Frage an…

Martin Kaufmann

Im nächsten Interview befragen wir Martin Kaufmann, alias Dr. Föhn, Traumdoktor bei der Stiftung Theodora. Debora Marti’s Frage an ihn: «Wie gestalten Sie einen Besuch bei Kindern mit schwerer Mehrfachbehinderung und was sind Ihre Lieblingswitze oder Tricks, um mit ihnen in Kontakt zu treten?»

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Debora Marti
Heilpädagogische Tagesschule visoparents

Debora Marti arbeitet an der Heilpädagogischen Tagesschule visoparents als Physiotherapeutin sowie als Hippotherapeutin K®.

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